Das Paradies für Kinder, in dem sich alles um Kinder- und Jugendbücher, Spiele und Lizenzen für die wohl beliebtesten Figuren dreht, bleibt für Kinder verschlossen. Während Bluey und Bingo auf der Kinder- und Jugendbuchmesse ebenso wie viele andere Figuren ihre Runden drehen, müssen Kinder draußen bleiben. Selbst Jugendliche sind nicht erwünscht. Erst ab 18 Jahren gibt es Zutritt zur bunten Messe – und das auch nur als Fachbesucher.
2025: Mehr als 33.000 Fachbesucher auf der Messe
33.318 Fachbesucher hingegen durften sich frei von Halle zu Halle bewegen. Sie sind es, die darüber entscheiden, welche Bücher später in Kinderzimmern und Bibliotheken landen, welche Bücher für den ausländischen Markt übersetzt oder gar verfilmt werden. Das Herzstück der Messe, auch das wiederum nur für einen Bruchteil der Besucher zugänglich, liegt in Halle 30. Aus Deutschland sind unter anderem die Agenturen Schlück, Meller und die Buchagenten vor Ort, feilschen hier um Buchverträge. Unweit der Stände, an denen bereits vermittelte deutschsprachige Manuskripte vorgestellt werden und Vertreter namhafter Verlage durch Rechtekataloge blättern. Mal klassisch in Papierform, meist aber auf Tablets.
Freies WLAN, aber teure Verpflegungspreise
Während in Halle 25 italienische Verlage einen Großteil ihres aktuellen Programms vorstellen und Bücher kistenweise angeschleppt haben, ist das Angebot in anderen Hallen begrenzt. Zwölf Stunden Flug, teilweise mehr, haben die Verlagsvertreter aus China oder noch weiter entfernten Ländern hinter sich. Logistisch war es da nicht so einfach, Unmengen an Neuerscheinungen mitzubringen. Und eine Messe ist teuer. Das Gladiatoren-Buch des Sophie Verlags ist noch nicht einmal gedruckt. Noch fehlen die Gelder, gibt Gianfranco Russo offen zu. Er hat sich ebenso wie EMF mit einem kleinen Platz am Rande begnügt. Einblicke in das breit aufgestellte Portfolio gibt es bei beiden Verlagen per Tablet. Immerhin: Das WLAN auf der Messe ist frei zugänglich und kostenlos. Bei Speisen und Getränken muss man hingegen tief in die Tasche greifen. Sechs Euro für eine Portion Pommes, acht für ein Panino, zwölf für eine Gyros Pita. Für die italienische Pinsa werden hingegen ganze 18 Euro veranschlagt. Und das bei dem mit 55 Euro sowieso schon teuren Ticket für Tagesbesucher.

Dass die Messe nur für Fachbesucher zugänglich ist, ermöglicht es, im Gegensatz zu den Buchmessen in Leipzig oder Frankfurt immerhin, bequem von einer Halle in die nächste zu kommen. Keine langen Schlangen, auch nicht bei den vereinzelten Signieraktionen – die sich wiederum insbesondere auf italienische Autoren und Illustratoren konzentrieren.
Die große Chance für Illustratoren
Gerade die Illustratoren, von denen Kinderbücher leben und über die die liebevoll ausgedachten Geschichten überhaupt erst einen visuellen Charakter bekommen, strömen in Scharen zur Kinder- und Jugendbuchmesse nach Bologna. Viele Stände – darunter auch Ravensburger – bieten Zeitfenster an, zu denen Illustratoren aus aller Welt ihre Arbeiten vorstellen können. Und dann gibt es direkt in der Eingangshalle, in der der diesjährige Ehrengast Estland seinen großen Auftritt hat, auch noch die Möglichkeit, die eigenen Arbeiten, illustrierte Postkarten und Visitenkarten anzupinnen. In der Hoffnung, dass die eigenen Illustrationen Verlagen ins Auge stechen und sich irgendwann eine fruchtbare Zusammenarbeit ergibt.

Zurück aber zu den schon erschienenen Büchern. Einige, noch kleine Verlage, konzentrieren sich ganz auf Einzeltitel. Ilvie Little und Luna Octopus heißen die Helden des kleinen österreichischen Verlags Ilvie Little & Friendes, der für Magie, Mutmachen und das Auflösen von Gender-Stereotypen einsteht. Ilvie Little ist eine kleine Ex-Elfe – mutig, unabhängig, abenteuerlustig und mit ganz viel Girl-Power. Ihre Abenteuer führen sie ebenso wie Luna Octopus aufs Meer hinaus – und das wiederum passt hervorragend zu Italien. Viele Verlage haben Geschichten rund um Meerjungfrauen, Urlaubsreisen, das Leben in der faszinierenden Unterwasserwelt dabei. Mal sind es kleine Pinguine, mal Fische oder eben Meerjungfrauen, die von den wundervoll illustrierten Covern prangen.

Ein Papagei mit Namen Rico
Ein Papagei hingegen zieht die Aufmerksamkeit an einen weiteren Stand, den sich der aus der Schweiz stammende Künstler Nicolas d’Aujourd’hui mit Kollegen teilt. Nicolas d’Aujourd’hui ist nicht nur Illustrator, sondern auch Autor und irgendwie auch Erfinder. Mit viel Fantasie gelingt es ihm, Fundstücke aus dem Meer ebenso zum Leben zu erwecken wie Papagei Rico, der als Handpuppe mit auf der Messe ist und die baseldeutsche Mundart perfekt beherrscht. Anfangs lebt er hier noch in einer Kiste mit Lea und Edgar, aber auch verschiedene Holztiere leisten ihm hier auf der Messe Gesellschaft, denn Spiel, Fantasie und auch das Lesen/Vorlesen sind das, was Kinder begeistert, in diesem Fall aber vor allem Lehrerinnen und Lehrer, Buchhändler und andere Personen aus dem Verlagswesen an den Stand führt. Buchmesse bedeutet auch, Kontakte zu knüpfen, wirtschaftlich zu denken und die Juwelen zu finden, die Kinder besonders begeistern.

Auch Prinzessin Lillifee ist in Italien
Die deutschen Verlage haben nur einen Bruchteil ihres Programms dabei. Speziell um Italien dreht sich dabei nur wenig. Ars Edition hat den Titel “Italien: Das Land, wo die Zitronen blühen” dabei, verbindet damit das Gastgeberland der Messe mit dem Herzstück eben dieser: den Illustrationen. In diesem Fall ist es Mayya Sultan, die das Buch der Autorin Annette Maas so toll illustriert hat, dass sich wohl jeder, der sich nicht gerade in Italien befindet, genau dorthin träumen oder noch besser gleich seine Koffer packen und dorthin verreisen möchte. Die Seen im Norden, Italiens Vulkane, Venedig und natürlich Rom. Hatte noch irgendjemand Zweifel daran, wie toll Italien ist? Das wäre sicherlich auch etwas für Prinzessin Lillifee aus dem Coppenrath Verlag, die einen in Halle 30 gleich mehrfach anlächelt.

Rom! Alle Wege führen doch irgendwie nach Rom! Mehrmals stündlich fahren Züge von Bologna nach Rom. Immerhin auf einigen Seiten entführt dorthin das Romantasy-Buch “Silent Secrets” der Autorin Alexandra Flint, das der in Stuttgart ansässige Verlag Thienemann-Esslinger mit nach Bologna gebracht hat. “Silent Secrets” ist der erste Teil der actionreichen Mondia-Dilogie, in der die 19-jährige Remy versucht, das fragile Gleichgewicht der Erde über die Rettung der Weltenbibliothek Mondia wieder herzustellen. Verschiedene Katastrophen bahnen sich an und ein Wettlauf gegen die Zeit, der quer durch Europa führt, beginnt.
Die Creepers geistern durch die Hallen
Quer durch Europa ist auch Verleger Bob Smith gereist. Er kommt eigentlich aus Edinburgh, ist nun aber in Halle 26 in Bologna auf Verlagssuche. Die Lizenzen der Geistergeschichten “Creepers” sind erstmals seit 1997 wieder für den italienischen Markt verfügbar. Von 1997 bis 2019 hat der italienische Verlag Edizione Piemme die Geschichten unter dem Titel “I Brividosi” bereits veröffentlicht, jetzt aber beginnt die Verlegersuche erneut. Mehr als fünf Millionen Exemplare der Bücher sind, so werden die Creepers beworben, in fünf verschiedenen Sprachen und auf vier verschiedenen Kontinenten seit der Erstpublikation erschienen. Die Creepers blicken auch von der Visitenkarte des schottischen Verlegers, reihen sich ein in so viele andere Kinderbuchfiguren, die auf der Messe vertreten sind. Die Pokémons sind vor Ort, die 44 Katzen von Rainbow blicken von etlichen Hochglanzwänden. Frech, mit allerlei Flausen im Kopf und nicht ganz so grazil wie Prinzessin Lillifee. Und dann sind da neben vielen anderen auch noch Bluey und Bingo, die wieder einmal durch die Halle laufen, gerne auch für Fototermine und Umarmungen stehen bleiben…
Kinder, um die es auf der Messe eigentlich geht, wären hier definitiv begeistert!

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