Leben im Sperrgebiet / Tag 6

Die Frage, die derzeit aus Deutschland immer wieder auftaucht, ist die nach dem Einkaufen: “Wie macht Ihr das eigentlich?” – Und: “Bekommt Ihr noch alles?” Deshalb also der heutige Beitrag zu unseren Einkaufserlebnissen und der Situation generell in Italien. Eins aber vorweg: Noch zeichnet sich in Italien absolut kein Versorgungsengpass ab. Es gibt sogar Unmengen an Toilettenpapier. Deshalb die Frage zurück nach Deutschland: Wozu braucht Ihr dort so viel Toilettenpapier? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen habe ich hier einmal zusammengestellt.

Einkaufen in Italien zu Corona-Zeiten

Haben noch alle Geschäfte geöffnet?

Geöffnet sind derzeit nur noch Geschäfte, die den Grundbedarf abdecken. Das wären zum Beispiel Supermärkte, Drogerien und Apotheken. Wer eine neue Hose, ein Spielzeug oder Schmuck braucht, muss auf den Versandhandel zurückgreifen. Der hat zwar derzeit weitaus längere Lieferzeiten als sonst, ist aber derzeit nicht eingestellt. Die längeren Lieferzeiten zeichnen sich auf für Amazon-Prime-Kunden ab (dazu muss man wissen, dass Amazon seit ein paar Monaten auch sonntags Päckchen und Pakete zustellt). Die Lieferzeit für die Artikel (Bastelbedarf), die ich gestern über Amazon bestellt habe und die hier in Italien auf Lager sind, beträgt derzeit drei bis fünf Tage. Die gewohnte Zustellung am kommenden Tag scheint nicht mehr möglich.

Kann ich weiterhin in den Supermarkt?

Supermärkte sind nach wie vor geöffnet. Fast alle auch zu den gewohnten Öffnungszeiten. Beim Besuch des Supermarktes ist eine Selbsterklärung mitzuführen. Der Besuch des Supermarktes ist erlaubt und ermöglicht ein Verlassen des Hauses oder der Wohnung.

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Darf ich überall in den Supermarkt?

Wichtig ist, dass der Supermarkt, der besucht wird, nicht außerhalb des Stadt- oder Gemeindegebietes liegt. Wer noch arbeiten darf, darf auch am Arbeitsort einen Supermarkt aufsuchen.

Dürfen wir als Familie in den Supermarkt?

Nein, pro Familie ist nur eine Person erlaubt.

Gibt es im Supermarkt noch alles?

Die Liefer- und Versorgungsketten in Italien funktionieren. Die Supermärkte werden ständig neu beliefert, die Regale aufgefüllt. Zusätzlich gibt es Waren auf Lager. Bei uns in den Marken gibt es Berge von Toilettenpapier. Überhaupt ist das Sortiment im Supermarkt genau das, was wir auch vor der Erklärung der ganzen Nation zum Sperrgebiet gefunden haben. Es werden größere Mengen an Pasta, Mehl, Salz, Zucker, Eiern, Milch und passierten Tomaten gekauft. Das sieht man an den Regalen deutlich. Mir persönlich ist auch schon aufgefallen, dass der Salat in Tüten knapp war (viele greifen derzeit lieber zu abgepacktem Obst und Gemüse). In Supermärkten weiter im Norden mag dies anders aussehen.

Muss ich im Supermarkt auf irgendwas achten?

Die Anzahl der Personen, die gleichzeitig in einen Supermarkt dürfen, ist in fast allen Supermärkten begrenzt worden. Für viele bedeutet das, vor den Türen des Supermarktes warten zu müssen. Um für kein Gedränge zu sorgen oder Personen, die sich vordrängeln, werden Wartenummern vergeben. In einigen Supermärkten werden die Einkaufskörbe nach jedem Kunden desinfiziert. Die Kunden tragen größtenteils Einweghandschuhe oder werden dazu aufgefordert. Atemmasken sind keine Pflicht. Alle Kunden, die sich im Laden befinden, werden stetig daran erinnert, den Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zu anderen Kunden einzuhalten.

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Wie werden Kassierer geschützt?

Kassierer tragen Einweghandschuhe und einen Mundschutz. In vielen Supermärkten sind an den Kassen Plexiglaswände eingezogen worden, damit Kassierer noch einen zusätzlichen Schutz haben. Auch im Kassenbereich muss der vorgeschriebene Mindestabstand eingehalten werden.

Wie ist die Stimmung im Supermarkt?

Sehr gedrückt und angespannt. Kaum einer schaut dem anderen ins Gesicht, die Menschen sind leise, halten sich nicht länger als nötig auf und suchen keine Gespräche. Auch mit den Kassierern wird nur das Nötigste geredet. Grundsätzlich verhalten sich alle sehr diszipliniert.

Tag 6 von 24 – Unser Leben im Sperrgebiet

Wir haben zuletzt am Freitag eingekauft und mussten am Wochenende nicht aus dem Haus. Lange gesprochen haben von Stockwerk zu Stockwerk mit einem Nachbarn, der unter uns wohnt und sich in seinem Garten aufgehalten hat (der Aufenthalt im eigenen Garten ist erlaubt). Die Straße direkt hinter dem Haus ist sehr viel leiser als sonst. Es sind kaum Autos unterwegs.

Unter Freunden tauschen wir uns darüber aus, was wir am Tag alles erledigt haben. Klingt jetzt nicht sonderlich spannend, hilft aber dabei, die Normalität aufrechtzuerhalten. Wir selbst haben heute:

  • Wäsche gewaschen und auf den Balkon gehängt (ist ruckzuck getrocknet, da hier schönster Sonnenschein ist).
  • einen Hexenbesen gebastelt (eine der Aufgaben für Kindergartenkinder, die wir von unserem Kindergarten geschickt bekommen haben)
  • aufgeräumt (wenn das hier vorbei ist, haben wir vermutlich eine Wohnung, die so sauber ist wie noch nie… ?)
  • Sachen für die Steuer vorbereitet (bleibt ja nicht aus… ?)
  • Pläne geschmiedet: Wenn das hier vorbei ist, dann wollen wir am liebsten wieder nach Lanzarote.

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Coronavirus: Die Zahlen vom Abend

Erwartungsgemäß gab es auch heute noch keine Entspannung der Lage. Da die Inkubationszeit vielfach bis zu 14 Tagen beträgt und wir uns erst an Tag 6 des Lockdowns befinden, müssen wir noch weit über eine Woche abwarten bis wir hoffentlich einen Rückgang der neu festgestellten Corona-Fälle sehen können.

Diese Zahlen gab der Zivilschutz am heutigen Abend bekannt:

  • 368 Tote (insgesamt: 1809 Tote)
  • 3590 neue Corona-Fälle
  • aktuell Erkrankte insgesamt: 20603 (davon 1518 in kritischem Zustand)
  • bislang geheilt: 2335

Situation bei uns in den Marken: Heute sind 235 weitere Personen positiv getestet worden. Damit gibt es bislang 1133 Fälle in den Marken (davon sind 46 Personen verstorben, bislang ist in den Marken noch niemand genesen). Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerungszahl in den Marken von 1.525.271 Personen beträgt das Ansteckungsrisiko derzeit 1: 1346. Aufgrund der vermutlich hohen Dunkelziffer oder der noch nicht getesteten Personen sowie der langen Inkubationszeit ist das tatsächlich Ansteckungsrisiko wahrscheinlich sehr viel höher.

Die Meldung am Abend: Es sind im Laufe des Tages in den Marken weitere 11 Personen verstorben. Damit liegt die Anzahl der Toten in den Marken bei 57.

Hier geht es bereits weiter zu Tag 7: Leben im Sperrgebiet / Tag 7 von 24

Was bisher geschah:

Leben im Sperrgebiet / Tag 1 von 24
Leben im Sperrgebiet: Tag 2 von 24
Leben im Sperrgebiet / Tag 3 von 24
Leben im Sperrgebiet / Tag 4 von 25
Leben im Sperrgebiet / Tag 5 von 24
Vorsichtsmaßnahmen im Supermarkt

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