Allein in den letzten 48 Stunden gab es in Italien über 900 Tote. Das macht 3405 Tote bei bislang 41035 Fällen. Zum Vergleich: In China wurden bislang 3245 Tote bei 80.928 Fällen registriert. In Deutschland starben bislang 43 Personen (14.544 Fälle). Doch woran liegt das eigentlich, dass die Fallzahlen in Italien derart hoch sind?
Hohe Todeszahlen in Italien – ein Erklärungsversuch
Lassen wir einmal außen vor, dass das Coronavirus aggressiv ist, schnell um sich greift und rund zehn Prozent der Patienten eine intensivmedizinische Behandlung benötigen – also beatmet werden müssen: Italien hatte 2018 einen Altersdurchschnitt von 46,3 Jahren. Keine Nation in Europa wies zu dem Zeitpunkt einen höheren Altersdurchschnitt auf. Wie das italienische Statistikamt ISTAT im Jahr 2019 mitteilte, lebten in Italien rund 14.400 Personen, die bereits ihren 100. Geburtstag gefeiert hatten. Über 1000 von ihnen waren älter als 105, 21 sogar 110 Jahre und älter. Bezogen auf das Coronavirus wohnen in Italien also besonders viele Personen, die in die Risikogruppe der alten Leute fallen.
Hinzu kommt, dass in Italien auch die Toten gezählt werden, die nicht allein durch das Coronavirus verstorben sind, sondern bei denen das Coronavirus den vielleicht sowieso schon schlechten klinischen Zustand verschlechtert und schließlich zum Tod geführt hat. Bedenkt dabei aber bitte, dass auch diese Personen mitunter noch über Monate oder Jahre hätten leben können. Coronapatienten sterben in Italien und anderswo allein. Ist keine Schwester oder kein Pfleger zur Stelle, gibt es niemanden, der ihnen die Hand hält und bei ihrem letzten Atemzug neben ihnen sitzt. Schlimm auch für die Angehörigen, die ihren Liebsten in dieser Situation nicht beistehen können. Aus Sicherheitsgründen ist auch in Altenheimen längst kein Besuch mehr erlaubt.
Die Todesursachen der Coronapatienten in Italien
Vorweg: Nicht alle Todesopfer haben Vorerkrankungen, aber die meisten von ihnen. In Caserta etwa ist gestern eine 52-jährige Polizistin verstorben: fit, jung, ohne Vorerkrankungen. Der 38-jährige Maurizio starb am Montag innerhalb weniger Stunden in Bari. Er war zwar gesundheitlich beeinträchtigt (er konnte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr nicht mehr laufen), hatte aber weder Atemwegserkrankungen noch Probleme mit seinem Herz-Kreislauf-System. Wie sein Vater Antonio gegenüber italienischen Medien äußerte, habe sein Sohn um 21 Uhr noch gesprochen und gut auf die Therapie reagiert. Nur zwei Stunden später die Todesnachricht. Tags zuvor starb in Spanien der Fußballtrainer Francisco Garcia, der in Europa mit seinen 21 Jahren das bislang jüngste Opfer des Coronavirus ist. Es macht seinen Tod nicht weniger dramatisch, dass bei den Untersuchungen im Krankenhaus auch festgestellt wurde, dass er unter einer noch unentdeckten Leukämie litt.
Viele interessieren sich im Zusammenhang mit Corona für Statistiken. Um sich sicherer zu fühlen. Denn die meisten, die danach fragen, sind junge Menschen ohne zusätzliche Risikofaktoren. Doch wusstet Ihr, dass die Auswirkungen des Coronavirus etwa bei Rauchern weitaus gravierender sind als bei Nichtrauchern? Und was macht Euch so sicher, dass Ihr keine unentdeckten Vorerkrankungen habt oder einfach das Pech haben könntet, dass das Virus Euch besonders schlimm erwischt?
Das Istituto Superiore di Sanità in Italien veröffentlicht regelmäßig Statistiken, die Pathologien und Alter derjenigen Verstorbenen betrachtet, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Ich beziehe mich hier auf den Bericht vom 17. März 2020.
https://www.facebook.com/Italienkrise/posts/108744204094174?__xts__[0]=68.ARBDVXixyPVufZalkLYJ4dt07bgNPAA_5lwv3vloJC323io2IPbf3Mh3rDv9p4J7VLYonIEghw9r1m0HyrNw6Iaz1hyeaHRM8Y3jF07Nq9QLCvlXYzRml5gqPzttttVI7EVPWIzVYkNhLqvMg71RxwKRSAw8elSGgKUnLZd_q9XA6_jcCimELNVy8SdaPAqvIrWPys0uDq8eaFOSqdXwBj9lLM6sSESe2G7TERB2lKKxNYKY2HuEweZu5AwbwS2jdc3p7nzYOoOM4WQb8EoH6LiTR-e6SmgUilzEcsnNrE03UEgShjygNcwBgmfiiWepIPOqqw797zq8uqI_fDMN9iI&__tn__=-R
Statistische Angaben zu den Todesopfern
- Der Altersdurchschnitt der Coronatoten liegt bei 79,5 Jahren. Das entspricht zudem dem Altersdurchschnitt der verstorbenen Männer. Der Altersdurchschnitt der verstorbenen Frauen liegt bei 83,7 Jahren.
- Etwa 30 Prozent der Verstorbenen sind Frauen, 70 Prozent Männer.
- 0,8 Prozent der Verstorbenen hatten keine Vorerkrankungen, 25,1 Prozent wiesen bereits eine Pathologie auf, 25,6 Prozent zwei Pathologien, 48,5 Prozent drei oder mehr Pathologien.
- Die Vorerkrankungen, die bei besonders vielen der Verstorbenen auftrat (76,1 Prozent) war Bluthochdruck. Weitere Pathologien, die wiederholt vorkamen, waren Herzleiden (33 Prozent mit ischämischer Kardiopathie) sowie Diabetes (35,5 Prozent). Zudem waren mehrfach Schlaganfallpatienten (9,6 Prozent), Demenzpatienten (6,8 Prozent), Patienten mit dem chronischen Lungenleiden COPD (13,2 Prozent), Personen mit einem Krebsleiden innerhalb der vergangenen fünf Jahre (20,3 Prozent), Patienten mit Niereninsuffizienz (18 Prozent) oder auch Patienten mit Vorhofflimmern (24,5 Prozent) unter den Verstorbenen.
- Die Symptome, die die verstorbenen Patienten zeigten, reichen von Fieber (77 Prozent) und Atemnot (74 Prozent) über Husten (42 Prozent) bis hin zu Durchfall (7 Prozent) und Lungenblutung oder Bluthusten (2 Prozent).
- Bei 97,2 Prozent der Patienten kam es als Komplikation zu Atemstillstand, einem akuten Nierenschaden (27,8 Prozent) gefolgt von akutem Herzmuskelschaden (10,8 Prozent) und einer Superinfektion (10,2 Prozent).
Nachlesen könnt Ihr diese Angaben auch hier: Bericht des Istituto Superiore di Sanità zu den Covid-19-Todesfällen
https://www.facebook.com/drjuliafischerofficial/videos/194894065278455/?__xts__[0]=68.ARAwnWIENsu5Rit_8BC4_Qsu6RtTn5GUdAVyR_lrYULVjtREqdlP0fIEt7FszyWWmsIvW9MxZTd2adC6Jjv0sbKlCjgoJLHxN-V0bUQEQQVYMQXQeI2x-HGDn59dhwPs0IlYm2OQnKcqSOgcQF7YU01T8yntDq0ihSbnQ3AyrZbVfaExH1jlRCrgVsJxWgwDfarXRiKKeZEF3_kyyrYXm127mmsGcTl7Nx-tfsSahlGpCZxSyQrMhz07l7Zu8fwWVGQqhR_8ehOSHhuKSY5vCLqaAx9bzBB0ZtTfRX5sPsHKovo1KE1fWVfdKrLf62GtINs43Tep7LUMlEtEIt1iey63rUjEF3NxslA&__tn__=-R
Besonderer Tag in Italien
In Italien wird am 19. März übrigens Vatertag gefeiert. Warum ich das hier extra erwähne? Weil das Alter für die Angehörigen nur eine Zahl ist. Sie verlieren ihnen wichtige Menschen, ihre Großväter und Großmütter, Väter und Mütter, Onkel, Tanten, Freunde, Kinder.
Bei zu wenigen Beatmungsplätzen bekommt derjenige den Vorrang, der eine größere Überlebenschance oder auch beim Konkurrenzkampf um ein Intensivbett statistisch gesehen ein längeres Leben vor sich hat. Mehr dazu könnt Ihr im Lagebericht zu Tag 2 nachlesen.
Denkt bitte daran, wenn Ihr vorhaben solltet, Euch nicht an die bei Euch geltenden Sicherheitsanweisungen zu halten. Dann, wenn Ihr Euch doch mit Freunden oder Familie treffen wollt, weiterhin nur von einer “einfachen Grippe” sprecht, Eure Kinder bei den Großeltern abgeben wollt oder die Regeln auf sonstige Art locker für Euch auslegt: Mit Eurem fahrlässigen Verhalten könnt Ihr Menschenleben gefährden und Euch selbst oder anderen einen Menschen rauben, der für immer eine schmerzhafte Lücke im Leben hinterlassen wird.
Bleibt deshalb zu Hause und schützt Euch und Eure Mitmenschen!
Tag 10 von 24 zu Hause
- Es ist Vatertag. Deshalb haben wir gestern Abend noch gebastelt und die Maus konnte heute früh ein Bild an ihren Papa überreichen.
- Start in den Tag (nach dem Frühstück): Kinder-Yoga auf dem Balkon mit “Hände vors Herz” (Amazon-Link).
- Recherchieren und Texten für den Transport- und Logistikticker der Verkehrsrundschau.
- Kurz-Interview mit dem lokalen Radiosender Radio WAF zur Situation in Italien
- Wir basteln Blumen (zum Floristen können wir natürlich momentan nicht.
- In den WhatsApp-Gruppen der Eltern geht es heiß her. Ministerpräsident Conte hat angekündigt, dass die Ausgangssperre in Italien verlängert werden muss. Wir werden auch über den 3. April 2020 hinaus zu Hause bleiben müssen.
- In den Marken werden per Dekret die Ausgangsregeln verschärft. Auch wer seinen Hund ausführen muss, muss nun in der Nähe seiner Wohnung oder seines Hauses bleiben.
https://www.facebook.com/Italienkrise/posts/103175041317757
Coronavirus: Die Zahlen vom Abend
Tag 10 des Lockdowns in Italien. Theoretisch fehlen nur noch 14 Tage, aber was dann? Erst einmal aber hangeln wir uns von Tag zu Tag. Der Höhepunkt der Erkrankungen wird derzeit für Sonntag erwartet. Ob es wirklich so ist, wird sich noch zeigen.
Diese Zahlen gab der Zivilschutz am heutigen Abend bekannt:
- 427 zusätzliche Tote (jetzt 3405 Tote insgesamt – zum Vergleich: in China sind bislang 3245 Personen verstorben)
- 5322 zusätzlich positiv getestete Personen (bislang 41.035 Infektionen)
- 4440 Personen gelten als geheilt
- 33.190 Personen sind aktuell erkrankt, 2498 davon befinden sich in einem kritischem Zustand
Situation bei uns in den Marken: Heute sind 170 weitere Personen positiv getestet worden. Damit gibt es bislang 1737 Fälle in den Marken (davon sind 114 Personen im Alter zwischen 43 und 97 Jahren verstorben, bislang ist in den Marken noch niemand genesen). Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerungszahl in den Marken von 1.525.271 Personen beträgt das Ansteckungsrisiko derzeit 1: 878. Aufgrund der vermutlich hohen Dunkelziffer oder der noch nicht getesteten Personen sowie der langen Inkubationszeit ist das tatsächlich Ansteckungsrisiko wahrscheinlich sehr viel höher.