Klimaanlagendekret: Kaum Abkühlung im italienischen Sommer…

Paukenschlag im italienischen Parlament: Trotz mehrfacher Gegenstimmen ist ein dort ein Dekret verabschiedet worden, das zahlreiche Italiener schon jetzt zum Schwitzen bringt. Aus Umwelt- und Klimagründen wird die Nutzung von Klimanlagen in Italien stark eingeschränkt. Nur in wenigen Ausnahmen ist die Verwendung der Klimaanlage überhaupt noch möglich. Vertreter des Tourismus laufen Sturm: “Die meisten Urlauber werden mit hohen Innentemperaturen nicht klarkommen.”

Gilt das für ganz Italien?

Grundsätzlich gilt diese Regelung für ganz Italien, aber – und hier ist es ja manchmal etwas komplizierter – ob und wie lange eine Klimaanlage eingeschaltet werden kann, hängt ganz von der Zone ab. Eingeteilt wird in Italien klima- und wetterbedingt in sechs verschiedene Zonen – und zwar in die Zonen A, B, C, D, E und F. Für diejenigen von Euch, die sich bereits mit dem Heizdekret beschäftigt haben, sind diese Zonen vielleicht sogar noch geläufig: Heizungen in Italien: Ab wann darf geheizt werden?

Was genau steht im Klimaanlagendekret?

Im Original-Wortlaut heißt es im Dekret wie folgt:

“Durante il periodo di funzionamento nella stagione estiva 2023 i limiti temporali di esercizio degli impianti di climatizzazione alimentati a gas naturale, rispetto a quanto previsto dall comma 2 dell’articolo 4 del PDA n.104/2023, sono ridotti a solo un 1 ora di accensione al giorno. Sono previsti delle eccezioni secondo la zona climatica.”

Quelle: Gazzetta d’April(ia)

Welche Orte liegen in welcher Zone?

Am kältesten ist es gemeinhin in der Zone F, viel wärmer in der Zone A. Da das jetzt aber bei der Einordung noch nicht sonderlich hilft (jeder hat ja ein anderes Kältempfinden), hier die genaue Einteilung.

  • ZONE F: Alpen sowie die Bereiche um Trient, Belluno und Como. Hier ist es besonders kalt. EInschränkungen für das Anschalten von Heizungen gibt es hier nicht.
  • ZONE E: In diesen Bereich fallen besonders kalte Provinzen. Das sind die Provinzen von Alessandria, Aosta, Arezzo, Asti, Bergamo, Biella, Bologna, Bozen, Brescia, Campobasso, Como (auch wenn diese teils als Zone F eingestuft wird), Cremona, Enna, Ferrara, Frosinone, Gorizia, L’Aquila, Lecco, Lodi, Mailand, Modena, Novara, Padua, Parma, Pavia, Perugia, Piacenza, Pordenone, Potenza, Reggio Emilia, Rieti, Rimini, Rovigo, Sondrio, Treviso, Triest, Turin, Udine, Varese, Venedig, Verbania, Vercelli, Verona, Vicenza.
  • ZONE D: Hierzu gehören die Provinzen Ancona, Ascoli Piceno, Avellino, Caltanissetta, Chieti, Foggia, Forlì, Florenz, Genua, Grosseto, Isernia, Livorno, Lucca, Macerata, Massa Carrara, Matera, Nuoro, Pescaro, Pisa, Pistoia, Prato, Pescara, Rom, Siena, Terni, Teramo, Vibo Valentia und Viterbo.
  • ZONE C: Hierzu werden die nördlichen Adria-Provinzen sowie die Provinzen Bari, Benevento, Brindisi, Cagliari, Caserta, Catanzaro, Cosenza, Imperia, Latina, Lecce, Neapel, Oristano, Ragusa, Salerno, Sassari und Taranto gezählt.
  • ZONE B: Zur Zone B gehören die Provinzen von Agrigent, Catania, Crotone, Messina, Palermo, Reggio Calabria, Siracusa und Trapani.
  • ZONE A: Die wärmsten Bereiche Italiens werden der Zone A zugerechnet. Das sind die Inseln Linosa, Lampedusa und Porto Empedocle.

Wann darf im Sommer wo die Klimaanlage genutzt werden?

Für die einzelnen Zonen gelten im Sommer 2023 diese Regelungen:

Klimaanlagen in Zone F

In der besonders kühlen Zone F ist die Nutzung von Klimaanlagen im Sommer 2023 UNTERSAGT.

Klimaanlagen in Zone E

In allen Gegenden der gemäßigten Zone E darf die Klimaanlage nur in der besonders heißen Tageszeit zwischen 12 und 15 Uhr genutzt werden. Das gilt unabhängig von der Außentemperatur. In Hotels der Emilia-Romagna gelten Ausnahmen. Gegen einen Aufpreis von 30 Euro pro Zimmer (50 Euro zwischen Mitte Juli 2023 und Ende August 2023) darf die Klimaanlage tagsüber unbegrenzt genutzt werden. Der Aufpreis wird automatisch fällig, sollte die Klimaanlage vor 12 Uhr oder nach 15 Uhr noch eingeschaltet sein.

Klimaanlagen in Zone D

In Zone D dürfen Klimaanlagen bereits ab 11 Uhr und bis maximal 15.40 Uhr genutzt werden.

Besonderheit für Rom: Um den Tourismus in Rom nicht zu gefährden, hat die Stadt Rom sich bereit erklärt, in der Zeit zwischen 15.40 Uhr bis 17 Uhr die Kosten für Eis und kalte Getränke zu übernehmen. Hierzu müssen ab September Belege eingereicht werden (weitere Infos folgen). Denkt also in Rom daran, nach dem “scontrino” zu fragen und achtet darauf, dass die Uhrzeit gut sichtbar ist. Für die Abrechnung und die Überweisung auf ausländische Konten fällt pro “scontrino” eine Bearbeitungsgebühr von 1,04 Euro an.

Klimaanlagen in Zone C

Für die Zone C ist die Nutzung von Klimaanlagen in der Zeit zwischen 10.30 und 16.30 Uhr gestattet.

Klimaanlagen in Zone B

In dieser Zone wird die Nutzung der Klimaanlage in der Zeit ab 9 Uhr bis zum Sonnenuntergang erlaubt.

Klimaanlagen in Zone A

Die Klimaanlage darf wie auch in den Vorjahren unbegrenzt genutzt werden. Das gilt auch für die Nachtstunden.

Wird die Nutzung der Klimaanlage überprüft?

Ob die Klimaanlage genutzt wurde, kann anhand eines kleinen Zählers in der Klimaanlagensteuerung oder bei älteren Hotelanlagen über die Stromabrechnung überprüft werden. Anfallende Bußgelder sind personengebunden und müssen von den jeweiligen Hotelgästen übernommen werden. Die Mehrkosten für den Betrieb der Klimaanlagen werden in vielen Fällen von den Hotels übernommen – sofern nicht – wie für einige Regionen geplant, Energiepauschalen auf Urlauber umgelegt werden.

Stimmen zum Klimaanlagendekret

Dazu der italienische Tourismusbeauftragte Aprilio Dipesce (51): “Wir hoffen auf Verständnis der Urlauber. Klima und Klimaschutz geht uns alle an. Früher sind wir auch ohne Klimaanlagen ausgekommen. Und wem es dennoch zu heiß sein sollte: In Italien gibt es das leckerste Eis überhaupt.”

Enzo Nonmenefrega (56), der in Rom die Eisdiele “Blu, gelato di blu” betreibt, sieht das gelassen: “Unsere Kühlsysteme dürfen wir als Gastronomiebetreiber natürlich weiterhin nutzen. Wir rechnen mit einem noch besseren Umsatz als im Vorjahr. Eis und gekühlte Getränke werden noch beliebter sein.”

Risa Tamacchè (72) hingegen ist froh, dass sie im Sommer von Mailand aus zu Verwandten nach Süditalien kann: “Wer auch immer sich das einfallen lassen hat: In Mailand ist es im Sommer auch unerträglich heiß. Den kühleren und gemäßigteren Norden gibt es schon längst nicht mehr.”



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